Abschied vom Ökumene-Kreis Bovenden
Am Dienstag, den 21. September, war es endgültig: Der Ökumenische Gesprächskreis traf sich zum letzten Mal im Dietrich-Bonhoeffer-Haus.
Begonnen hatte alles kurz vor der Fertigstellung von St. Franziskus. Zwei Ehepaare (katholisch und evangelisch) waren Nachbarn in Bovenden, darunter der damalige evangelische Pastor. Die Überlegung war, dass man hier mit dem Bovender Modell der Zusammenarbeit der Reformierten mit den Lutheranern vielleicht die Ökumene auch auf die Katholiken und die Baptisten erweitern könne, und so traf man sich zunächst ab 1984 einmal monatlich bei privat. Die Glaubensgespräche intensivierten sich, und bald gab es knapp 20 Teilnehmer. Gäste wurden eingeladen, um ihre Glaubensgemeinschaften vorzustellen, und wir hörten unter anderem von Mennoniten, Ordensgeistlichen, Quäkern, der Heilsarmee und von der Neuapostolischen Kirche in Göttingen. Als das Dietrich-Bonhoeffer-Haus fertig war, traf man sich abwechselnd dort und im Pfarrheim von St. Franziskus. Zu den Glaubens- und Bibelgesprächen im Kreis kamen sehr rasch auch die Arbeit nach außen und dazu andere Aktivitäten im Kreis. So begann der Kreis mit dem jährlichen Martinsfest. Alle trafen sich zu einer Andacht in der Franziskuskirche, und zogen dann mit Laternen und St. Martin auf einem Pferd durch Bovenden, anfangs zum Haus der Mitte neben dem Rathaus und später zum DBH, wo zum Abschluß für alle Kinder Martinsgänse verteilt wurden, die die „ökumenischen Frauen“ selbst gebacken hatten. Diese Tradition gibt es bis heute. Einige Jahre lang gab es am Johannistag ein fröhliches Johannisfest mit Singen und Tanzen der Kinder um den geschmückten Baum. Abends gab es dann ein Johannisfeuer, zu dem die Eltern und andere Erwachsenen hinzu kamen.Es war Ehrensache, daß die Teilnehmer des Kreises aktiv beteiligt waren an der Vorbereitung des Weltgebetstages und der ökumenischen Bibelwoche. Im Juni 1992, dem Jahr mit der Bibel, veranstaltete der Kreis für alle ein großen „Bibelfest“ rund um das DBH und St. Franziskus. Ein Bibelquiz, Gesang und Tanz erfreute alle Teilnehmer. Der Kreis sorgte dafür, dass 1995 für beide Ortseingänge an der alten B3 Schilder aufgestellt wurden, die auf die Gottesdienstzeiten in der St. Martinikirche und in der St. Franziskuskirche hinweisen. Die Schilder stehen heute noch dort. Am 28. Oktober 1998 luden beide Kirchengemeinden die Neu-Zugezogenen aus dem Gebiet „Steinbreite“ zu einem Treffen im DBH ein unter dem Thema „Auf gute Nachbarschaft“. In einem Häuserplan an der Wand konnte man seinen Namen eintragen, und bei Kaffee und Kuchen und guten Gesprächen wurden neue Kontakte geknüpft. Zu den Aktivitäten zählten jährliche Ausflugsfahrten (anfangs mit den Kindern), aber diese Tradition ist irgendwann abgebrochen. Besucht wurden u.a. Hildesheim, Fischbeck, Röderhof, Kloster Germerode, Walkenried, Kloster Herstelle und Volkenroda. Einmal führte eine Wanderung von Löwenhagen nach Bursfelde. Zur Freude aller traf man sich hin und wieder zu einer fröhlichen Weinprobe im Kaminraum des DBH. Was sich bis zuletzt erhalten hat, waren unsere jährlichen Adventstreffen. Dabei gab es Wein und andere Getränke, mitgebrachte „Kekse“, und immer wurde gesungen aus einem eigens für diese Gruppe gestalteten Heft mit beliebten Adventsliedern. Ein Adventstreffen ragt heraus: Wir trafen uns und erhielten erklärende musikalische Beispiele des Weihnachtsoratoriums; Der Hausbesitzer war Bach-Experte! Warum jetzt der Abschied? Es gibt mehrere Gründe. Auch wenn immer wieder neue Mitglieder hinzu kamen, ist die Mehrzahl der Teilnehmer inzwischen sehr alt. Einige sind verstorben, einige wohnen nicht in Bovenden, andere können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen. Viele der Mitglieder sind gleichzeitig im vor einigen Jahren neu entstandenen Bibelkreis aktiv. Wir begannen den Abend mit einer Andacht in der auch der Verstorbenen gedacht wurde, für die wir während unseres Treffens Teelichter angezündet hatten. Nach einem regen Gedankenaustausch, der auch für die neueren Mitglieder spannend und unterhaltsam war, endete der Abend wie immer mit einem Gebet, dem Vaterunser und dem Segen. Ein Wunsch blieb während des Abends im Raum und begleitete uns bis zum Abschied und auf dem Heimweg: Werden Jüngere in der Ökumene aktiv weitermachen? Natürlich gibt es Hoffnung! Inge Kahle